I2D
Das Lernen der Zukunft
Innovationsarbeit trifft Bildungswesen
Seit meiner Arbeit in der Flugzeug- und Fahrzeugbauindustrie frage ich mich, warum die Nachfrage nach innovativ denkenden Menschen meist nur über externe Innovationsexperten gedeckt wird. Selbst wenn ein Unternehmen sich dazu entschließt, alle Mitarbeiter nachzuschulen, hat dies gesamtgesellschaftlich kaum eine Auswirkung. Warum also nicht früher angreifen und bereits Schüler und Auszubildende an das Thema Innovation heranführen?
Durch meine Tätigkeit am Arbeitsbereich Technikdidaktik der TU Darmstadt nehme ich seit einigen Jahren an allerlei Bildungskonferenzen teil. Hier werden aktuell Schlagworte wie #21stcenturyskills, #Zukunftskompetenzen oder #Lernen4.0 diskutiert. Häufig genannte Konzepte zum Erfüllen der Herausforderungen der Bildung im 21. Jahrhundert beziehen sich auf das P21 Framework oder die, von der OECD stammende Idee, der Innovative Learning Environments (ILE). Schaut man sich beide Konzepte im Detail an, lassen sich große Übereinstimmungen zwischen aktuellen Entwicklungen wissenschaftlicher Bildungsforschung und der in Industrie und Wirtschaft laufenden Innovationsarbeit erkennen. Warum also nicht Praktiken aus dieser Innovationsarbeit für die Anwendung im Bildungswesen adaptieren?
Die Idee, die sich hieraus ergibt, ist ein unabhängiges Bildungsinstitut zu gründen, welches die Schnittstelle zwischen Innovation und Bildungswesen bedient - Innovation2Didactics, kurz I2D.
Konzeptionierung
IOOI
Eine Darstellung nach dem IOOI-Prinzip erklärt übersichtlich, was benötigt wird um ein Projekt durchzuführen und welche Benefits dadurch kurz-, mittel- und langfristig erzielt werden.
Input
I2D
Innovation-Coaches
Innovationsdidaktik
Konzept und Planung
Materialien und Equipment
Räumlichkeiten
Schulen
Lehrkräfte
Schüler
Fachdidaktik
Pädagogik
Themengebiet der Problemstellung
Betriebe
Ausbildende
Azubis
Praktische Fachkompetenzen
Themengebiet der Problemstellung
Output
I2D
Projektdokumentation
Innovationsschulung für Lehrkräfte/Ausbildende
Innovationsprojekte für Schüler/Azubis
Beratungsleistung für Schulen/Betriebe
Evaluation
Schulen
Erstellte Produkte/Services
Erstellte Lernmaterialien
Betriebe
Erstellte Produkte/Services
Erstellte Lernmaterialien
Outcome
I2D
Weitere Entwicklung des I2D-Ansatzes
Schulen und Betriebe
Kompetenzaufbau in den Bereichen
Innovationsmethoden
21P Framework
Handlungs- und Anwendungsorientierung
Problemlösung
Projektarbeit
Selbstbestimmtes Lernen
Lernstrategien
Personalisiertes Lernen
Innovative Learning Environments
Scaffolding
Impact
I2D
Leuchtturmfunktion von I2D für weitere Regionen
Schulen
Breiter qualifizierte Lehrkräfte
Breiter qualifizierte Schüler
Innovatives Image der Einrichtung
Betriebe
Breiter qualifizierte Ausbildende
Breiter qualifizierte Azubis
Innovatives Image des Betriebes
Begegnung des Mangels von Azubis und Fachkräften
Umsetzung
Zur Anwendung kommende (didaktische) Prinzipien
4-K-Modell
Kern des P21 Frameworks, vereint Zukunftskompetenzen aus den Bereichen Innovation und Lernen. Beantwortet die Frage nach den Fähigkeiten und Kompetenzen, die im Arbeitsmarkt des 21. Jahrhunderts, abseits der reinen Fachkompetenzen, die größte Bedeutung erfahren: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken.
Handlungs- / Anwendungsorientiertes Lernen
Anwendung und Transfer erworbenen Wissens ermöglichen Kompetenzaufbau. Durch die praktische Anwendung werden zudem mehr Sinne angesprochen als beim theoretischen Wissenserwerb. Dementsprechend werden auch mehr Informationen in diversen Gehirnregionen abgelegt, vernetzt und dadurch verankert, was wiederum nachhaltiges Lernen fördert.
Innovationsmethoden
Innovationsmethoden sind als Sammelbegriff für nicht klassische Methoden aus den Bereichen Analyse, Kreativität und Prototypenbau zu verstehen. Darüber hinaus fallen agile Arbeitsmethoden und teilweise Methoden der Organisationsentwicklung unter den Begriff. Innovationsmethoden kommen meist in dezidierten Innovationsprojekten, aktuell aber auch oftmals zur Entwicklung einer firmeninternen Innovationskultur zum Einsatz. Häufig finden sie auch dort Anwendung, wo klassische Methoden bei der Lösung von Problemstellungen nicht die erwartete Performance zeigen. Erweisen sich Innovationsmethoden als alltagstauglich, gehen sie in das Repertoir klassischer Methoden über und ersetzen die bis dato geltenden Standardmethoden. Ziel einer Innovationsmethode ist es meist, Menschen abseits der gewohnten und gefestigten Prozesse zu einer Problemlösung zu führen. Dies gelingt u.a. durch eine Verschiebung der Wahrnehmung, ein Durchbrechen eingeübter Denkmuster und unterschiedliche Inspirationsimpulse.
Innovative Learning Environments (ILE)
Ein von der OECD erforschtes und ausgearbeitetes Konzept für das Lernen der Zukunft. Dieses forderte das innovative Neudenken pädagogischer Kernelemente (learners, educators, content, resources) abseits der bei uns prägenden Prozesse formaler Bildung. Die Prinzipien einer ILE fast die OECD folgendermaßen zusammen:
Make learning and engagement central
Ensure that learning is social and often collaborative
Be highly attuned to learner motivations and emotions
Be acutely sensitive to individual differences
Be demanding for each learner but without excessive overload
Use assessments consistent with learning aims, with strong emphasis on formative feedback
Promote horizontal connectedness across activities and subjects, in and out of
school
Personalisiertes Lernen
Lernzeit, -Ort, -Geschwindigkeit, -Pfad, mediale Darbietung, Anspruchsniveau, etc. sind entsprechend dem Lerntyp des Lernenden sowie des Lernzieles in Abstufungen personalisierbar.
Problemlösungsorientiertes Lernen
Macht erlebbar, wie komplexe Probleme identifiziert, analysiert und gelöst werden. Informationsbeschaffung und -bewertung, Denken in Szenarien, Entscheidungsfindung und Evaluation / Reflexion sind einige der beim problemlösungsorientierten Lernen adressierten und zu erlernenden Kernkompetenzen. Darüber hinaus zählt diese Art des Lernens auf die Ziele des 4-K-Modells ein.
Projektbasiertes Lernen
Lernenden wird ermöglicht, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in einem kontextbezogenen und anwendungsorientierten Umfeld einzusetzen. Es werden reale oder realitätsnahe Problemstellungen bearbeitet.
Scaffolding
Maßgeschneidertes Lerngerüst / Lernunterstützung, anhand dessen / deren Lernende Fähigkeiten erlernen, die ohne Scaffolding außerhalb des persönlichen Entwicklungsraumes liegen. Je fortgeschrittener der Lernende, desto geringer die Unterstützung seitens des Lehrenden.
Selbstbestimmtes / Selbstorganisiertes Lernen
Autonomiewahrnehmung als motivationales Element. Kommt selten 100% zum Tragen, sondern wird entsprechend den unter “Personalisiertem Lernen” und “Scaffolding” genannten Gesichtspunkten phasenweise eingesetzt.
Beispielagenda Wochenprojekt
Kick-Off: Tag 1
Kennenlernen, Erwartungsmanagement, Wochenplanung
Start mit Ice-Breaker, der das offene und agile Mindset des Projektes adressiert
Übersicht über Aufgabenstellung, Agenda, Methoden, Zielsetzung, Erwartungen
Azubis erarbeiten entlang der Aufgabenstellung, Agenda, Methoden und Zielsetzung eine grobe Wochenplanung - Arbeit im Plenum mit Unterstützung durch Ausbilder
Analyse und Synthesize: Tag 1, 2
Verstehen, Beobachten, Schlüsselfragen definieren
Aufbau “umfassender” Kenntnisse zum Thema durch Informationsbeschaffung und -einordnung, Online-Recherche, Experteninterviews, Rahmenbedingungen des Betriebes, gesetzliche Vorgaben, Best Practice - Kleingruppenarbeit mit anschließender Präsentation im Plenum. Ergebnisse werden gesammelt und bleiben für alle Projekttage sichtbar
Ableiten von ein bis drei Problemstellungen anhand der neu erworbenen Kenntnisse - Plenum, Ergebnisse werden gesammelt und bleiben für alle Projekttage sichtbar
Wochenplanung ggf. überarbeiten - Plenum
Begleitet wird diese Phase durch unterschiedliche Innovationsmethoden, die situativ ausgewählt und eingesetzt werden (u.a. aus Datenbank ask-flip.de)
Create: Tag 2, 3, 4
Ideen generieren, Ideen anreichern, Ideen ranken & auswählen
Quantity breeds Quality: Generieren einer größtmöglichen Anzahl von Basis-Ideen, anschließend clustern, bewerten, auswählen der stärksten Basis-Ideen - Kleingruppenarbeit und Diskussion im Plenum, u.a. abhängig davon, ob eine oder mehrere Problemstellungen bearbeitet werden
Anreichern und weiteres Ausarbeiten der Top-Ideen, gefolgt von, bewerten, auswählen der stärksten Top-Ideen für den Start ins Prototyping - Kleingruppenarbeit und Diskussion im Plenum
Begleitet wird diese Phase durch unterschiedliche Innovationsmethoden, die situativ ausgewählt und eingesetzt werden (u.a. aus Datenbank ask-flip.de)
Prototyping: Tag 3, 4, 5
Umsetzungsphase, Testphase, Reflexionsphase
Phase schneller Iteration: bauen, testen (direkt am “Kunden”), Feedback verarbeiten, nachjustieren - Kleingruppenarbeit
Entscheidungsfindung, zu welchem Zeitpunkt der Prototyp Marktreife erlangt - Kleingruppenarbeit
Begleitet wird diese Phase durch unterschiedliche Innovationsmethoden, die situativ ausgewählt und eingesetzt werden (u.a. aus Datenbank ask-flip.de)
MVP: Tag 5
Präsentation: Minimum Viable Product
Ausarbeiten einer Präsentation / eines Pitch, Vorstellung, Bewertung durch die Gruppe, evtl. Prämierung - Kleingruppenarbeit während Vorbereitung, anschließend Plenum
Wochenreflexion: Tag 5
Abgleich Erwartungen und Erreichtes - Plenum
Metareflexion Lernerfolg - Plenum
Manöverkritik Innovationsdidaktik - Plenum
Beispielagenda Jahresprojekt (36x⅕)
Kick-Off: Termin 1 - 2
Kennenlernen, Erwartungsmanagement, Wochenplanung, Bestimmung des Startpunktes
Start mit Ice-Breaker, der das offene und agile Mindset des Projektes adressiert (SpaceX Video, Kennenlernspiel)
Übersicht über Aufgabenstellung, Agenda, Methoden, Zielsetzung, Erwartungen (Zeitkapsel)
Entwicklungstool (Selbsteinschätzung)
Gruppenzuteilung für die Analysephase
Analyse und Synthesize: Termin 3 - 12
Verstehen, Beobachten, Schlüsselfragen definieren
Aufbau “umfassender” Kenntnisse zum Thema durch Informationsbeschaffung und -einordnung, Online-Recherche, Experteninterviews, Rahmenbedingungen, gesetzliche Vorgaben, Best Practice - Kleingruppenarbeit mit anschließender Präsentation im Plenum. Ergebnisse werden gesammelt und bleiben für alle Projekttage sichtbar
Ableiten von ein bis drei Problemstellungen anhand der neu erworbenen Kenntnisse - Plenum, Ergebnisse werden gesammelt und bleiben für alle Projekttage sichtbar
Gruppenzuteilung nach Themeninteresse
Grobplanung für Kleingruppenarbeit
Begleitet wird diese Phase durch unterschiedliche Innovationsmethoden, die situativ ausgewählt und eingesetzt werden (u.a. aus Datenbank ask-flip.de)
Create: Termin 13-22
Ideen generieren, Ideen anreichern, Ideen ranken & auswählen
Quantity breeds Quality: Generieren einer größtmöglichen Anzahl von Basis-Ideen, anschließend clustern, bewerten, auswählen der stärksten Basis-Ideen - Kleingruppenarbeit und Diskussion im Plenum, u.a. abhängig davon, ob eine oder mehrere Problemstellungen bearbeitet werden
Anreichern und weiteres Ausarbeiten der Top-Ideen, gefolgt von, bewerten, auswählen der stärksten Top-Ideen für den Start ins Prototyping - Kleingruppenarbeit und Diskussion im Plenum
Begleitet wird diese Phase durch unterschiedliche Innovationsmethoden, die situativ ausgewählt und eingesetzt werden (u.a. aus Datenbank ask-flip.de)
Prototyping: Termin 23 - 32
Umsetzungsphase, Testphase, Reflexionsphase
Phase schneller Iteration: bauen, testen (direkt am “Kunden”), Feedback verarbeiten, nachjustieren - Kleingruppenarbeit
Entscheidungsfindung, zu welchem Zeitpunkt der Prototyp Marktreife erlangt - Kleingruppenarbeit
Begleitet wird diese Phase durch unterschiedliche Innovationsmethoden, die situativ ausgewählt und eingesetzt werden (u.a. aus Datenbank ask-flip.de)
Präsentation: Termin 33 - 34
Präsentation: Minimum Viable Product oder Prozess oder Learnings
Ausarbeiten einer Präsentation / eines Pitch, Vorstellung, Bewertung durch die Gruppe, evtl. Prämierung - Kleingruppenarbeit während Vorbereitung, anschließend Plenum
Wochenreflexion: Termin 35 - 36
Abgleich Erwartungen und Erreichtes - Plenum
Metareflexion Lernerfolg - Plenum
Manöverkritik Innovationsdidaktik - Plenum